Vinegar-Syndrome

Azetat-Materialien, vor allem auch die frühen Magnetfilme (Perfobänder), werden bei höheren Temperaturen und erhöhter Luftfeuchtigkeit vom Schimmel und dem ansteckenden Vinegar-Syndrome (Essigsäure-Syndrom) befallen. Man kann es deutlich riechen. Gegen diesen Zerfallsprozess (Hydrolyse) gibt es, wenn er sein letztes Stadium erreicht hat, kein Gegenmittel. Er führt garantiert zur völligen Zerstörung des Materials. In einem frühen Stadium lassen sich die befallenen Filme noch Not-digitalisieren. Azetat-Filme haben unter einfachen Lagerbedingungen, d.h. bei einer Raumtemperatur von 20 Grad Celsius und 50% Luftfeuchte, eine garantierte Lebenserwartung von nur 44 Jahren. Jenseits dieser vom Image Permanence Institute (IPI) ermittelten Mindesthaltbarkeit beginnt das unkalkulierbare Risiko. Manche Azetat-Filme gehen dann unwiederbringlich verloren, andere leben noch mehrere Jahrzehnte unbeschädigt weiter. Schon zehn Jahre nach der Einführung des Triazetat-„Safety“-Films gab es zu Beginn der sechziger Jahre aus Indien die ersten Berichte über das Auftreten des Filmkopien vernichtenden Vinegar-Syndromes. Zehn Jahre Haltbarkeit – das entspricht auf der Skala des vom IPI herausgegebenen Preservation-Calculators einer Luftfeuchtigkeit von 80% und einer Lagertemperatur von 26 Grad Celsius. Bei 20 Grad Celsius und 50% Luftfeuchte erreichen Azetat-Filme immerhin eine Mindeshaltbarkeit von 44 Jahren, moderne Schwarzweißfilme auf Polyester-Basis halten mindestens 500 Jahre. Auf den Dachböden und in den Abstellkammern, Kellern und Garagen der Filmproduzenten und Filmmacher, die ihre Werke immer noch zu Hause aufbewahren, werden 20 Grad Celsius und 50% Luftfeuchte oft überschritten. Für alle privaten Film-Horter ist daher eine Kontrolle ihrer Altbestände mit der Nase oder eigens dafür entwickelter Teststreifen dringend angesagt.

HH